Romanauszug „Doppelter Frühling“
© Silke Goes

Romanauszug „Doppelter Frühling“

Renate Langgemach Doppelter Frühling Essen. Was die Literatur betrifft, fallen mir Der Butt und Das Muschelessen ein, Austern als Symbol für Erotisches, die unverdrossenen Staatsanwälte und Kommissare in französischen Krimis, zumindest solchen, die in Frankreich spielen, sie erweisen sich als Kenner von Wein und Champagner, aller großen und kleinen Menüs, die es in Paris gibt oder im Périgord, zeichnen sich aus als Männer von Geschmack, Galanterie und Weltläufigkeit. Dagegen setzt Heine Sauerkraut mit Stockfisch in kluger Butter, frei nach Deutschland ein Wintermärchen. Dass Literatur selbst Nahrung sein kann, ist ein…

Kommentare deaktiviert für Romanauszug „Doppelter Frühling“

Madonna die Reggio

Renate Langgemach Madonna di Reggio Es ist eine Verwirrung, Handwerkszeug hat er gestohlen, eine Säge, eine Schraubzwinge, ich bekomme keine Ordnung in meinen Kopf, wie konnte er in die Halle dringen, ein Fenster ist zerstört, die Tesastreifen, mit denen die Fenster zugeklebt waren, sind abgerissen. Ich hatte doch Decken über alle Werkzeuge gelegt, war nur die halbe Nacht zu Hause gewesen, das Hämmern hört nicht auf, meine Schläfen wollen nicht ruhen, das wertvollste Stück liegt noch da, wieso hat er es nicht genommen, Elend zieht durch meinen Bauch, es muss…

Kommentare deaktiviert für Madonna die Reggio

Doppelter Frühling

Renate Langgemach Auszug aus meinem Roman Doppelter Frühling, Edition Contra-Bass. Lou ist in Venedig. Sie läuft durch die Hintergassen und nach San Marco, ihr Blick getrübt (oder eher geklärt?!!), weil sie zurückgewiesen wurde von ihrem venezianischen Liebhaber. Ein Pfahl steckt im Wasser. Wenn eine Welle kommt, schwankt er. Ein Stein schwankt auf dem Pfahl. Das Haus schwankt. Das Bett schwankt. Ich mit ihm. Mein Nachtschrank schwankt, der Spiegel, die Karren, die hier überall durch die Gassen rumpeln, zehn Kisten Cola ins Falzone. Und noch mal zehn Kisten. Es ist Zeit…

Kommentare deaktiviert für Doppelter Frühling

Jerry kurzes Kichern

Renate Langgemach Jerry kurzes Kichern Wer geht schon gern auf die Reeperbahn außer den Unermüdlichen aus Essen oder Bottrop. An schwankenden Gestalten vorbei, Pisspfützen, spuckenden Youngsters und Gyrosgeruch, an Einladungen zum Sex unter Neongegröl und anzüglichen Blicken. Weggucken heißt es. Bloß nicht hingucken. Sonst könnte man angesprochen werden oder im schlimmsten Fall in eine Schlägerei verwickelt. Weil Rita schon lange darauf bestand, mache ich heute eine Ausnahme. Sie sagt, die Reeperbahn ist der geschützteste Ort in ganz Hamburg, soviel Bullen wie da findest du nirgends, die Nutten machen noch den…

Kommentare deaktiviert für Jerry kurzes Kichern

Auf hoher See

Renate Langgemach liebäugelt mit dem Untergang: Auf hoher See Den Titel übrigens hat sie sich beim absurden Theater von Slawomir Mrozek ausgeliehen. Auch die Großen, Majestätischen, können wie eine Nussschale sinken, in die das Wasser einläuft, während man nach Backbord strauchelt um es auszuschöpfen. Durch diese Bewegung schluckt das Boot noch einmal kräftig und taumelt in die Tiefe. Wenn man Glück hat, erwischt man ein Ruder oder die mit Kork ausgeschlagene Vorratskiste und hält sich über Wasser, bis man gerettet ist. Als die Meldung kam, hatte der Kapitän die Eisnadel…

Kommentare deaktiviert für Auf hoher See