sieben kleider

sieben kleider hab' ich getragen dünn und fest und fast wie die haut an ihren bändern zu ziehen begann ich zu wagen still dabei sein, verlorene braut haut der schneetage haut des vergangenen mondes bergnebelhaut haut des hundehauses steinhaut regenhaut brannthaut   wenn das wünschen wäre in jedem napf wie unvergorenes blut wünschte ich mir mohnzeit badete in blau sprünge über bäche sprengte das eis von meinem rücken und stolperte nie wieder in den graben zwischen stillstand und voran der glieder   willst du töten geh zu den mördern sie…

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Die Kühlschränke des Nordens

Die Kühlschränke des Nordens Die Kühlschränke des Nordens singen das alte Lied vom Eis singen falsch mehrstimmig surrend intermittierend in den Hütten und in den großen Küchen wo die Stiefel vor der Tür qualmen und die Backöfen grimmig leuchten Wie sollen sie standhalten Wie lange noch     lesung die anwältinnen zeigen dem dichter dunkle schenkel hilfskräfte bemühen sich um einen österreichischen unterton die stuckbabies an der saaldecke scheißen farbsplitter auf die andacht eine frage stellen oder gleich an die bar (aus: männer in sils maria, maroverlag 1999)    …

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Als es vorbei war 8

Susanne Neuffer Als es vorbei war 8 ...wurde es zu einer Gewohnheit, halbjährlich zum Impfen zu gehen, denn die Verantwortlichen sagten, es sei nie vorbei und zitierten dann den letzten Satz von Camus „Pest“. Wir erhielten die Benachrichtigung, seufzten über den unpassenden Termin, buchten um oder auch nicht, gingen hin, bekamen die Impfung, ließen sie auf dem Gerät oder dem Kärtchen speichern. Einige Unbelehrbare kamen immer noch mit ihrem abgegriffenen gelben Heftchen daher und zwangen das junge Impfpersonal zu peniblen Einträgen per Hand, was dieser Generation offenbar schwer fiel. Allein…

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Jerry kurzes Kichern

Renate Langgemach Jerry kurzes Kichern Wer geht schon gern auf die Reeperbahn außer den Unermüdlichen aus Essen oder Bottrop. An schwankenden Gestalten vorbei, Pisspfützen, spuckenden Youngsters und Gyrosgeruch, an Einladungen zum Sex unter Neongegröl und anzüglichen Blicken. Weggucken heißt es. Bloß nicht hingucken. Sonst könnte man angesprochen werden oder im schlimmsten Fall in eine Schlägerei verwickelt. Weil Rita schon lange darauf bestand, mache ich heute eine Ausnahme. Sie sagt, die Reeperbahn ist der geschützteste Ort in ganz Hamburg, soviel Bullen wie da findest du nirgends, die Nutten machen noch den…

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Keine Einkehr

Gudrun Hammer Keine Einkehr Die Kellnerin seufzt und lächelt. Als warte sie seit Stunden auf Bettina. Kommen Sie hinter den Tresen. Hier die Stufen runter. Holztäfelung, gedämpftes Tageslicht durch Butzenscheiben, zwei lange Tafeln, eine unbenutzt. Die andere ein Trümmerfeld. Zusammengedrückte Bierdosen, Kippen rund um den Aschenbecher, ein umgekippter Kerzenleuchter, Bierflecken neben halb vollen Gläsern, leere Cognacschwenker. Das sind die Herren. Sie lächelt noch einmal, dieses Mal, als bitte sie Bettina um Verzeihung, und flieht nach oben. Zwei oder drei stehen mühsam auf. Halten sich am Stuhl fest, am Tisch, die…

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