Auf hoher See

Renate Langgemach liebäugelt mit dem Untergang: Auf hoher See Den Titel übrigens hat sie sich beim absurden Theater von Slawomir Mrozek ausgeliehen. Auch die Großen, Majestätischen, können wie eine Nussschale sinken, in die das Wasser einläuft, während man nach Backbord strauchelt um es auszuschöpfen. Durch diese Bewegung schluckt das Boot noch einmal kräftig und taumelt in die Tiefe. Wenn man Glück hat, erwischt man ein Ruder oder die mit Kork ausgeschlagene Vorratskiste und hält sich über Wasser, bis man gerettet ist. Als die Meldung kam, hatte der Kapitän die Eisnadel…

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Welches Schiff

Marita Lamparter hat sich für einen Anfang entschieden: Welches Schiff kommt heute vorbei? Das Schleusenhäuschen. Es war ein kleines eingeschossiges Haus aus roten Backsteinen mit einem fast quadratischen Grundriss. Darin saß der Schleusenmeister, der mit seinen Hebeln die großen Schleusentore in Bewegung setzen konnte. Obwohl das Schleusenhäuschen klein war, höchstens drei Menschen konnten sich gleichzeitig darin aufhalten, strahlte es dennoch Wichtigkeit und Bedeutung aus, denn es stand oberhalb der Schleuse, es konnte vom Wasser schon von weitem gesehen werden und bot den Überblick über Schleuse und Brücke. Die Schiffe kamen…

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Der Mythos vom ersten Satz

Die eine rauscht rein, die andere träumt im Morgengrau: Der Mythos vom ersten Satz Renate Langgemach: Bei mir ist es so: Zuerst ergibt sich ein Thema. Das umkreise ich mit Notizen, Lektüre, ersten Passagen. Damit vergeht beim Roman mindestens ein halbes Jahr, bei Kurzgeschichten ist’s naturgemäß kürzer! Marita Lamparter: Ich fange auch mit einer Notiz an, einem Einfall. Inzwischen weiß ich, das ist Warmschreiben, das streiche ich später. R.L.: Eines Tages, oft zwischen Aufwachen und Aufstehen, taucht ein Anfangssatz auf – jetzt muss ich an Mayröcker denken, auch ihre magischen…

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Als es vorbei war 5

Susanne Neuffer Als es vorbei war 5 Die Veranstaltung war schon lange geplant worden. Monatelang? Oder waren es Jahre gewesen? In der letzten Zeit war es mühsamer geworden, den Überblick zu behalten, deshalb hatten sich viele ins Tagebuchschreiben gerettet, verzeichneten ihre wenigen Einkäufe und Begegnungen mit großer Sorgfalt, dazu ihre Gefühlsschwankungen, Bitterkeiten und trotzig-schnurrigen Anekdoten, und stellten alles ins Netz. Wo es niemand lesen wollte, weil alle in etwa dasselbe erlebt hatten, abgesehen von denen, die wirklich Schlimmes erlebt hatten. Aber die schwiegen. Nun war also die Bühne aufgebaut, auf…

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