Sehnsucht

Marita Lamparter Sehnsucht Clarissa sehnte sich nach Dänemark, wie sie im Brecht Haus vom Schreibtisch Brechts auf den stürmischen Sund schaute, so weit weg von der Welt, keine Zeitungen, kein Fernsehen und die dänischen Flaggen flatterten als schmale Streifen über den Stegen. Sie hatte sich damals nach Peter gesehnt und ihre Examensarbeit über Bertolt Brecht geschrieben, damals, als es so nötig war, endlich über die Frauen an seiner Seite zu schreiben und ihren Anteil am Werk des großen Dichters. Die Wut und den Elan den sie damals hatte, sie wollten…

Kommentare deaktiviert für Sehnsucht

Heute kein Ausflug

Heute kein Ausflug Kati ist im Krankenhaus. In der psychiatrischen Abteilung. Sie geht den Flur auf und ab. Ganz nah an der Wand entlang. Das Krankenhaus wird umgebaut. Wegen der Umbauarbeiten gibt es zur Zeit keinen Garten für die Patienten. Kati bleibt vor der verschlossenen Eingangstür stehen und kratzt an dem Schild für die Besucher. Auch wenn sie von drinnen die Worte nicht lesen kann, weiß sie doch was darauf steht „Besuchszeiten von 16:00-18:00 Uhr.“ Darunter hat jemand mit Tesafilm einen Hinweiszettel gehängt: „Heute kein Ausflug.“ Die Schwestern und Pfleger…

Kommentare deaktiviert für Heute kein Ausflug
Romanauszug „Doppelter Frühling“
© Silke Goes

Romanauszug „Doppelter Frühling“

Renate Langgemach Doppelter Frühling Essen. Was die Literatur betrifft, fallen mir Der Butt und Das Muschelessen ein, Austern als Symbol für Erotisches, die unverdrossenen Staatsanwälte und Kommissare in französischen Krimis, zumindest solchen, die in Frankreich spielen, sie erweisen sich als Kenner von Wein und Champagner, aller großen und kleinen Menüs, die es in Paris gibt oder im Périgord, zeichnen sich aus als Männer von Geschmack, Galanterie und Weltläufigkeit. Dagegen setzt Heine Sauerkraut mit Stockfisch in kluger Butter, frei nach Deutschland ein Wintermärchen. Dass Literatur selbst Nahrung sein kann, ist ein…

Kommentare deaktiviert für Romanauszug „Doppelter Frühling“

Zimtwecken

Susanne Neuffer Nicht alles, was gut schmeckt, ist bekömmlich, das wissen wir aus den Märchen. Auch die Zimtwecken in der folgenden Geschichte haben offensichtlich eine magische Wirkung. Nicht verwirren lassen, wenn hier zweimal Enno auftaucht. Dass die beiden männlichen Protagonisten bei Renate und Susanne denselben Vornamen tragen, ist Zufall und hat NICHTS zu bedeuten! Zimtwecken Mirja mag keine Frühstücksbüfetts, sie will nicht dauernd aufstehen, durch den Raum gehen, allen Blicken ausgesetzt, auswählen, Sachen ohne Kleckern auf den Teller laden und zum Tisch balancieren. Sie mag kleine dumpfe Frühstückszimmer in hellhörigen…

Kommentare deaktiviert für Zimtwecken

Der Preisskat

Marita Lamparter Nicht alles was lecker aussieht, schmeckt auch und wenn es noch so gut gemeint ist wie hier in der Geschichte aus den Anfangszeiten des Wirtschaftswunders. Der Preisskat Die Dorfkinder drücken sich die Nase an der Schaufensterscheibe platt, aber auch die Erwachsenen gucken neugierig, denn im Schaufenster des Metzgers steht ein großer Präsentkorb aus goldenem Geflecht. „Ob man den Korb tragen kann, der Henkel ist ganz zierlich.“ Das Gebilde ist gefüllt mit Weinflaschen aus dem Moselgebiet, einer Flasche Mariakron, auf der anderen Seite steht eine Ananas mit ihrer spitzen…

Kommentare deaktiviert für Der Preisskat