Sehnsucht

Marita Lamparter Sehnsucht Clarissa sehnte sich nach Dänemark, wie sie im Brecht Haus vom Schreibtisch Brechts auf den stürmischen Sund schaute, so weit weg von der Welt, keine Zeitungen, kein Fernsehen und die dänischen Flaggen flatterten als schmale Streifen über den Stegen. Sie hatte sich damals nach Peter gesehnt und ihre Examensarbeit über Bertolt Brecht geschrieben, damals, als es so nötig war, endlich über die Frauen an seiner Seite zu schreiben und ihren Anteil am Werk des großen Dichters. Die Wut und den Elan den sie damals hatte, sie wollten…

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Heute kein Ausflug

Heute kein Ausflug Kati ist im Krankenhaus. In der psychiatrischen Abteilung. Sie geht den Flur auf und ab. Ganz nah an der Wand entlang. Das Krankenhaus wird umgebaut. Wegen der Umbauarbeiten gibt es zur Zeit keinen Garten für die Patienten. Kati bleibt vor der verschlossenen Eingangstür stehen und kratzt an dem Schild für die Besucher. Auch wenn sie von drinnen die Worte nicht lesen kann, weiß sie doch was darauf steht „Besuchszeiten von 16:00-18:00 Uhr.“ Darunter hat jemand mit Tesafilm einen Hinweiszettel gehängt: „Heute kein Ausflug.“ Die Schwestern und Pfleger…

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Der Preisskat

Marita Lamparter Nicht alles was lecker aussieht, schmeckt auch und wenn es noch so gut gemeint ist wie hier in der Geschichte aus den Anfangszeiten des Wirtschaftswunders. Der Preisskat Die Dorfkinder drücken sich die Nase an der Schaufensterscheibe platt, aber auch die Erwachsenen gucken neugierig, denn im Schaufenster des Metzgers steht ein großer Präsentkorb aus goldenem Geflecht. „Ob man den Korb tragen kann, der Henkel ist ganz zierlich.“ Das Gebilde ist gefüllt mit Weinflaschen aus dem Moselgebiet, einer Flasche Mariakron, auf der anderen Seite steht eine Ananas mit ihrer spitzen…

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Regen in Italien

Regen in Italien Blick von der Dachterrasse ins Tal. Regen trommelt auf das kleine Wellblechdach des Wintergartens. Der graue Himmel ist eins mit dem Nebel im Tal. Der Bergkamm ist kaum noch zu sehen, nur dunkle Schatten wie große ruhende Tiere. Gegenüber ist eine Baustelle, die Plane auf dem Dach flattert trotz der aufgelegten Steine. Die alten Häuser mit ihren scheckigen Dachziegel sehen im Regen trostlos aus. Das Tropfen und Trommeln des Regens zerrt an den Nerven. Dabei regnet es erst seit heute Mittag. Am besten legt man sich ins…

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Eine bescheidene Landschaft

Marita Lamparter: „Kurze Texte sind für mich Momentaufnahmen wie ein Foto.“ Eine bescheidene Landschaft An der Flusswindung stehen mächtige Weiden. Ihre Äste reichen tief ins Wasser. Die breite Flussaue ist grün, üppig bewachsen, aber hier geht’s nicht weiter, die Nutzflächen reichen bis zum Ufer. „Landwirtschaft“, denkt sie, „und wirklich ein bescheidener Fluss.“ Sie schaut zum Ufer, hier fließt die Lippe, glitzert blau vom Zulauf der Pader, fließt weiter, fast unbemerkt auf verschlungenen Wegen durch diese unspektakuläre Landschaft und verschwindet im Rhein. Stille, blauer Himmel und die weißen Wolken hängen tief.…

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