sieben kleider hab' ich getragen
dünn und fest und fast wie die haut
an ihren bändern zu ziehen
begann ich zu wagen
still dabei sein, verlorene braut

haut der schneetage
haut des vergangenen mondes
bergnebelhaut
haut des hundehauses
steinhaut
regenhaut
brannthaut

 

wenn das wünschen wäre
in jedem napf
wie unvergorenes blut

wünschte ich mir
mohnzeit
badete in blau
sprünge über bäche
sprengte das eis
von meinem rücken
und stolperte nie wieder
in den graben
zwischen stillstand
und voran der glieder

 

willst du töten
geh zu den mördern
sie sind gut finanziert

willst du kämpfen
tu es für deine brüder
die hinter gittern warten

willst du klagen
geh an die klagemauer
niemand hört dir zu

willst du singen
dann nimm deine gitarre
geh auf die meseta des cantandores
sing
vom freudenmädchen mit rotem schuh
von dem kind, das dir die hand entgegenstreckt
sollst ihm eine münze hineinlegen
dem drecksschnabel
von der frau,
mit der du das paradies geteilt hast
und dein zimmer in neukölln

von den imperatoren
die kein pardon kennen
und die liebe nicht

 

tage sind
engstirnig
breitbeinig
stur
ziehen mich über den tisch
wollen nichts
von mir wissen
prägen mir
ihren stempel auf

vergessen das atmen
unter verschalten wänden
grauen unberührbaren
dächern
hände
hilflos
in ihren hosentaschen

 

als dichterin,
das soll es geben,
hab ich zwei
oder drei
oder noch mehr leben,
bin königin
mörderprinz
möchtegern
bin mutter
und wandernder
wahrheitsstern

es wäre vermessen
zu glauben
ich sei, was ich schrieb,
nichts bin ich
als ein dieb

 

Renate Langgemach